Es ist soweit! Ich habe es ewig vor mir her geschoben, aber jetzt habe ich es getan:
Ich habe „die Kiste“ geleert.
Weil ich Ende der 90er, Anfang 2000er in einem Interview mit Matt Groening, den ich damals verehrt habe, gelesen hatte, dass er alle seine Skizzen aufbewahrt, weil man nie weiß, wann man bestimmte Ideen noch einmal verwenden kann, habe ich mir damals ebenfalls angewöhnt, alles – wirklich alles – zu behalten.
Die „Kiste“ war (fette Betonung von war, denn ich habe das Ding direkt entsorgt!) meine Sammlung von Bildern und Skizzen, sie ich entweder noch scannen oder nach dem Scannen noch abheften wollte. So eine Art ToDo-Stapel, nur eben als Kiste.
Tja … jede Woche denkt man sich „Ich müsste das mal erledigen“, aber ein anderer Teil denkt sich, „Aber da ist doch noch jede Menge Platz in der Kiste, eilt also nicht!“
Probleme gab es vor allem dann, wenn man in dem Ding etwas bestimmtes gesucht hat.
Jetzt war die „Kiste“ nach 5 Jahren endlich brechend voll. Wegen Hauskauf und Renovierung hat sie sich ohnehin nicht weiter füllen können, weil ich 2016 nur noch mit Skizzenbüchern gearbeitet habe.
Eine Rückschau auf fünf Jahre kreatives Schaffen
Gestern habe ich das Ding nun ausgekippt und alle Zeichnungen und Notizen in die vorgesehenen Ordner geheftet. Weil ich die „Kiste“ im Verlaufe der Jahre mehrfach durchsucht hatte, waren alte und neue Zeichnungen komplett durcheinander. Hinzu kommt, dass ich die sehr schlechte und unschöne Angewohnheit habe, meine Skizzen nicht zu signieren und auch kein Datum dran zu schreiben. So kann ich eigentlich nur bei den Zeichnungen ungefähr feststellen, wann sie entstanden sind, die ich bereits eingescannt hatte und deren Datum ich auf der Festplatte nachvollziehen kann. So bin ich auch auf die ungefähr 5 Jahre gekommen.
Es war zwar chaotisch, aber trotzdem eine schöne Rückschau auf mein „Werk“. Es ist wahnsinnig spannend zu sehen, wie Ideen sich über die Zeit entwickeln, wo sie begonnen haben und zu was sie geworden sind. Bei Ideen merkt man oft nicht, wie sie sich klammheimlich im Oberstübchen verwandeln, man merkt sich lediglich den ungefähren zeitpunkt der zündenden Idee, nicht aber, wann man sie in welcher Form abgewandelt hat. Ich war ganz erstaunt festzustellen, dass bestimmte Konzepte für Overcome oder PLEx – die ich schon längst verworfen zu haben glaubte, noch gar nicht sooo alt sind.
Zusätzlich ist es eine interessante Studie über das Auf und Ab der eigenen Fähigkeiten, wenn man Phasen hat, in denen man mehr zeichnet und daher auch besser ist, und Phasen, in denen man total aus der Übung ist und kaum einen Strich vernünftig setzen kann.
Ich habe mir dann 2003 eine Ordnerstruktur nach Themen erstellt, z.B, für Fanart verschiedener Fandoms, und natürlich für jedes eigene Projekt. Durch das Leeren der „Kiste“ musste ich 4 neue Ordner anfangen. Ich werde mir nun Mühe geben, nicht wieder alles Jahre herumliegen zu lassen, bis ich es sinnvoll abhefte.
Farewell, alte Kiste! Danke für deine Dienste, aber du wirst niemandem fehlen. ^^