Eines meiner Learnings ist der Grad zwischen zu viel und zu wenig Planung für eine Geschichte. Spoiler: Die Lösung für beides ist ein fixer Endpunkt.
Over Engineering
Das exzessive Planen kann sowohl den Plot als auch das reine Worldbuilding betreffen. Wer alles haargenau durchplanen möchte, bevor er den ersten Satz schreibt, kommt vermutlich niemals dazu. Warum? Geschichten, Figuren und Welten sind immer im Fluss, sie verändern sich ständig und bedingen sich gegenseitig.
Tipp: Wenn ihr eher die Planer seid und leicht in die Falle tappt, zu viel zu planen, dann macht Folgendes: Setzt einen fixen Endpunkt. Definiert ein klares Ziel, auf das die Geschichte zusteuert. Auf diese Weise habt ihr immer einen Kompass, falls ihr vor lauter Planerei einmal die Richtung aus dem Auge verliert.
Einfach drauf los
Es gibt Schriftsteller, denen reicht eine grobe Idee. Sie legen einfach los und die Geschichte entwickelt sich beim Schreiben. Häufig genug passiert es jedoch, dass der erste Impuls an Motivation verfliegt und damit das Interesse an der Weiterführung der Geschichte. Oder es entwickelt sich kein richtiger Plot, die Geschichte meandert so vor sich hin und bekommt keinen Schwung.
Tipp: Selbst wenn ihr nicht gerne plant, plottet wenigstens in groben Stichworten den ungefähren Verlauf der Handlung. Genau wie beim Overengineering ist hier ein fixer Endpunkt hilfreich, selbst wenn ihr beim Schreiben merkt, dass sich eure Geschichte ganz anders entwickelt. In dem Fall setzt euch hin und plottet den Fortlauf de Geschichte neu. Mit einem groben Ablaufplan verhindert ihr, dass ihr nach der ersten Euphorie und vielleicht nach ein paar Tagen Pause nicht vergesst, was ihr euch bei dem Projekt gedacht habt.
Meine Erfahrungen
Das Vorgänger-Projekt von Energia hatte den Arbeitstitel Schwarzer Drache. Von 2009 bis 2014 habe ich an dieser Geschichte herumgeplant: Es gab immer mehr Schauplätze, immer mehr Figuren, allesamt mit Lebenslauf und eigener Geschichte. Das Projekt wurde immer größer, sodass ich drohte, den Überblick zu verlieren.
Mein größtes Problem: Ich fand einfach kein Ende, es entwickelte sich immer weiter. Und das lag am Plot, denn so richtig gab es den nicht. Es war eher eine Prämisse á la “Was wäre wenn?” Es war also ein strukturelles Problem und mein Impuls war, dies mit immer detaillierterer Planung wett zu machen. Ohne Erfolg. Das Resultat? Abbruch des Projektes. Jetzt dient es als Fundus für Energia.
- Learning: Niemals ohne Endpunkt mit dem Schreiben anfangen.
Leider verstand ich den Zusammenhang damals noch nicht so recht, daher war meine erste Reaktion nach dieser Erfahrung, eine Geschichte einfach ohne jede Planung zu schreiben. So entstand der Comic PLEx.
Ein Comic erfordert pro Seite sehr, sehr viel mehr Arbeit als eine getippte Geschichte, daher ist es hier umso schlimmer, wenn nicht von Anfang an feststeht, wohin die Reise geht. Ich hätte mir viel Arbeit ersparen können, wenn direkt an klar gewesen wäre, wie die Geschichte endet.
Das Projekt ruht im Moment, bis ich mir einen soliden Plot überlegt habe. Es gibt nämlich ein weiteres Problem bzgl. Comics: Das, was man als Text schnell aufgeschrieben hat, braucht mehrere Panels oder gar Seiten, bis man es mit Bildern erzählt hat.
Ich muss noch das rechte Maß finden, damit der Comic nicht 2.000 Seiten lang wird.
- Learning: Auch ohne Planung muss zumindest das Grundgerüst der Geschichte samt Ende fixiert sein.
Ich hoffe, das hilft euch weiter!