Medienlinguistik & Internet Memes

Und nun zu etwas völlig anderem: Ich liebe Memes! Und ich bin/war Forscher! Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätte ich sogar meine Masterarbeit darüber geschrieben. Leider ist es nur bei einer kleinen Hausarbeit geblieben. Trotzdem sind die Erkenntnisse ganz interessant. Falls ihr euch mit dem Meme-Thema auseinandersetzt (für Hausarbeiten, Bachelorarbeiten & Co.) checkt die verlinkte Hausarbeit unten. Das Literaturverzeichnis dürfte euch sehr nützlich sein.

Meine Meme Typologie

„Internet Memes propagate as the truly ultimate inside joke. They are the password to the club. They alienate those outside the club and are an object to rejoice around inside of it. You are a member if you use them correctly.“ (Levinson 2012: 32f.)

Herrlich! Mein Interesse bezieht sich v.a. auf interkulturelle Transmission und Universal-Darwinismus, also dass Ideen bzw. Informationen den gleichen oder ähnlichen Regeln wie Evolution unterworfen sind.

Neben einer Abgrenzung zur „veralteten“ memetischen Forschung und einigen Begriffsdefinitionen, habe ich eine kleine Klassifizierung erarbeitet, die ich hier gerne teilen möchte. So lets science the fuck out of it!

Meme Type 1: „Fixes Wort oder Wortfolge“

Dieser Typ ist sprachlich stabil, verändert sich also sehr selten, obwohl natürlich auch hier Variationen vorkommen. Die Text-Bild-Relation ist vielfältig; fixe Wortfolgen können an ein Bild gekoppelt sein (1a), oder völlig frei verwendet werden (1b).

me gusta meme

Abb. 1: Typ 1a „Me Gusta“

trollface meme

Abb. 2: Typ 1a „U Mad Bro?“ (Trollface)

Abb. 3: Typ 1b „Still a better Love Story than Twilight“ (Bild links aus dem Film ‚Cast Away – Verschollen‘)

Abb. 4: Typ 1b „Still a better Love Story than Twilight“

Meme Type 2: „Variable Wortfolge mit fixen Elementen“

Für diesen Typ ist eine syntaktische Kontinuität charakteristisch. Die Positionen der Elemente des Satzes bleiben stabil, während einige Elemente beliebig austauschbar sind. Die Verbindung zu den Bildern gestaltet sich ähnlich heterogen. Manche Wortfolgen sind mit dem dazugehörigen Bild verknüpft (2a), während andere Wendungen frei angewendet werden können (2b). Auffällig ist je nach Internet-Mem ein unterschiedlicher sprachlicher Duktus.

x all the y meme

Abb. 5: Typ 2a „X all the Y“

x all the y meme

Abb. 5: Typ 2a „X all the Y“

I don't always meme

Abb. 7: Typ 2a „I don’t always X but when I do Y“

I don't always meme

Abb. 8: Typ 2a „I don’t always X but when I do Y“

 

Not sure if meme

Abb. 9: Typ 2a: „Not sure if“ Futurama-Fry

Not sure if meme

Abb. 10: Typ 2a: „Not sure if“

 

I'm in ur X (verb)ing ur Y meme

Abb. 11: Typ 2b „I’m in ur X (verb)ing ur Y“

I'm in ur meme

Abb. 12: Typ 2b „I’m in ur X (verb)ing ur Y“

Meme Type 3: „Freie Wortfolge mit fixem thematischen Bezug“

Die Meme dieses Typs sind syntaktisch nicht durch fixierte Elemente eingeschränkt. Lediglich der thematische Bezug muss eingehalten werden, der wiederum mit dem Bild verknüpft ist. Hinzu kommt sehr häufig eine grobe Zweiteilung, die aus einer Hinführung (oben) und einer Pointe (unten) besteht. Beide fungieren meistens wie zwei voneinander getrennte Sätze. Der Text wird oft aus Perspektive der dargestellten Mem-Figur formuliert. Vor allem Advice Animals gehören zu diesem Typ.

Good Guy Greg meme

Abb. 13: Typ 3 „Good Guy Greg“

Bad Luck Brian meme

Abb. 14: Typ 3 „Bad Luck Brian“

Philosoraptor meme

Abb. 15: Typ 3 „Philosoraptor“ (Advice Animal)

Socially Awkward Penguin meme

Abb. 16: Typ 3 „Socially Awkward Penguin“ (Advice Animal)

Meme Type 4: „Sequenzielle Abfolge“

Obwohl der Typ der sequenziellen Abfolge eher auf Bild-Ebene interessant ist, muss er auch auf der sprachlichen Ebene berücksichtigt werden. Dieser Typ weist den höchsten Freiheitsgrad im Ausdruck auf, da es keine thematische Eingrenzung gibt und die einzelnen Elemente beliebig angeordnet werden können. In diese Kategorie gehören vor allem die Rage Face Comics, aber auch alle anderen sequenziellen Bildabfolgen, die über Text verfügen.

The Rock Driving meme

Abb. 17: „The Rock Driving“

 

Rage Face Comic meme

Abb. 18: „Rage Face Comic“

Die vier identifizierten Typen zeigen, dass eine Tendenz zur Ausprägung wiederkehrender Muster besteht. Bestätigt wird dadurch zudem, dass die Form überliefert wird und nur der Inhalt variiert, wie Shifman es bereits belegt hat (vgl. Shifman 2013: 371f.).

Fazit

Kronfeldner ist der Auffassung, dass gerade die Geisteswissenschaften über das methodische Know-how für die Untersuchung kultureller Evolution verfügen, da es der Interpretation bedarf, Rückschlüsse von Memen auf die sie umgebende Kultur zu ziehen (vgl. Kronfeldner 2011: 89).

Gerade die Medienlinguistik verfügt meiner Ansicht nach über das nötige Rüstzeug, was die Analyse von Bildtypen, Textgestaltung oder intertextuellen Bezügen zwischen Bildern (vgl. Stöckl 2012: 27) angeht, was sie dazu qualifiziert, sich eingehender mit Internet-Memen und ihrer Entwicklung zu befassen.

Leider beschränkt die medienlinguistische Forschung sich noch hauptsächlich auf journalistische Texte und verkennt dabei, dass ein Großteil der (Massen-)Kommunikation heute im privaten Bereich über das Internet erfolgt (vgl. Levinson 2012: 8). Der Gebrauch von Internet-Memen als Kommunikationsmittel und damit als eine Art Fachsprache einer speziellen Kultur, erscheint mir als interessantes Forschungsfeld. Die Untersuchung von Internet-Memen kann Aufschluss geben über die Sprachkompetenz einer ganzen Generation von Internetnutzern, die mit herkömmlichen Methoden nicht zu erfassen wäre. Man könnte durch eine neue Memetik Erkenntnisse bezüglich der Entwicklung von Sprachkompetenz und der kognitiven Verarbeitung von Text und Bildern gewinnen.

Die Herausbildung von charakteristischen Sprachmustern, müsste durch weitere empirische Untersuchungen mit größeren Korpora verifiziert werden. Die Verfestigung bestimmter Muster muss bei den Nutzern unweigerlich zu einem differenzierten Musterwissen führen – darüber, in welchem Kontext und zu welchem Zweck welches Internet-Mem angemessen ist, wie de los Santos es bereits in ersten Ansätzen belegt (vgl. de los Santos 2012: 66). Um dieses Musterwissen zu erforschen, halte ich die Textsortenforschung für geeignet. Auch könnte sie nützlich sein, Internet-Meme anhand von Textsorten-Modellen zu analysieren.

Die ganze Hausarbeit gibt es hier zum nachlesen: Klassifizierung von Internet Memes 😀

Dort gibt’s auch ein Abbildungsverzeichnis. ^^

Beste Quelle für all things memes ist und bleibt Know your meme!

 

Meme: X in a nutshell

Video Memes waren damals noch nicht so verbreitet. Jetzt schon! Also habe ich direkt eines für Sileon gemacht,l statt einem aufwendigen Animatic. XD Viel Spaß bei „Sileon in a nutshell“

 

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